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Ausstellung „Halsbandsittiche – Exoten am Neckar“

Ausstellung im Heidelberger Zoo

Alles über Papageien am Neckar

(pop). „Nanu, was machen die denn hier, die haben doch in freier Wildbahn nichts verloren, sind die vielleicht aus dem Zoo entwischt?“, staunte schon mancher Spaziergänger im Neuenheimer Feld. „Wie überleben die bloß den Winter, wird es ihnen da nicht viel zu kalt?“, wird oft besorgt weitergerätselt. Kein Zweifel, freilebende Papageien, in diesem Falle solche der Art „Halsbandsittiche“, werden deutlich eher ihrem Heimatgebiet in den afrikanischen und asiatischen Tropen zugeordnet als dem nördlichen Neckarufer.

Dennoch haben sie dort und an anderen Orten der Kurpfalz ein neues Zuhause gefunden, und das nicht erst seit kurzem, sondern schon seit mehreren Jahrzehnten. Doch wie kamen diese gefiederten „Neubürger“ dort hin, wo nisten sie, wovon ernähren sie sich, wie kommen sie in der kalten Jahreszeit über die Runden? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt nun die Ausstellung „Halsbandsittiche – Exoten im Rhein-Neckar-Raum“, die seit Mitte Januar im Afrika-Haus des Heidelberger Zoos zu sehen ist.

Konzeption

Konzipiert wurde sie von zwei Schülergruppen, die sich in den beiden letzten Jahren sehr intensiv mit dieser Papageienart auseinander gesetzt haben. Wie intensiv, zeigt sich daran, dass die Schülerinnen und Schüler der Umwelt-AG der Wieblinger Elisabeth-von-Thadden-Schule sowie des „Hector-Seminars“, eines Förderprogramms für naturwissenschaftlich und mathematisch hochbegabte Jugendliche im nordbadischen Raum, eine „wirklich professionelle Ausstellung“ auf die Beine gestellt haben.

Dieses Lob zollte ihnen jedenfalls Sandra Reichler, Wissenschaftliche Assistentin im Tiergarten und Diplom-Biologin, bei der Ausstellungseröffnung. Dabei stellte sie einmal mehr klar, dass die Halsbandsittiche definitiv „nicht aus dem Zoo ausgebrochen sind“. Die grünen Edelsittiche kommen zwar auch auf dem Zoo-Gelände vor und „gehören“ damit irgendwie zum Zoo, zählen jedoch nicht zum offiziellen Tierbestand. Was übrigens auch auf andere Tiergarten-„Gäste“ zutrifft, so zum Beispiel auf Graureiher und Enten, auf die sehr gerne gelittenen Eichhörnchen sowie auf Füchse, für die die Zooverwaltung aus nachvollziehbaren Gründen freilich entschieden weniger Sympathie aufbringt.

Eingeleitet wurde der „Siegeszug“ der Halsbandsittiche in der Kurpfalz in einem kleinen Schlosspark in Neckarhausen, in dem 1974 die erste Freilandbrut eines aus Privathand entflogenen Pärchens nachgewiesen werden konnte, berichtete Dr. Regine Buyer, die Lehrerin der Wieblinger Schülergruppe. Zwar hat die Geschichte der Halsbandsittiche ihren Ursprung im Heidelberger Zoo, wo diese Papageien schon seit 1972 regelmäßig auf dem Zoogelände beobachtet worden sind, erstmalig dort gebrütet haben sie aber nicht vor dem Jahr 1990.

Dank der kompetenten Begleitung durch Diplom-Biologe Michael Braun und Diplom-Geographin Stefanie Wegener konnte in der Ausstellung, so Regine Buyer, durchweg „ein wissenschaftliches Niveau gehalten werden“. Deutlich wird allerdings auch, dass sich am frei fliegenden „Psittacula krameri“ die Geister durchaus scheiden. Viele mögen ihn wegen seines farbenprächtigen Aussehens und seines putzmunteren Wesens, schätzen sogar sein lautes Kreischen und versorgen ihn ab und zu mit Futter. Andere sind dem überwiegend grünen Gesellen ganz und gar nicht grün, zum einen, weil er in der heimischen Fauna ihrer Meinung nach nichts verloren hat, zum anderen, weil er im Verdacht steht, Schäden an Obstbäumen zu verursachen.

Hinzu kommt, dass Halsbandsittiche gelegentlich Hausfassaden „besetzen“. Für den Bau einer Bruthöhle scheint ihnen die Styroporschicht der Außenfassaden wärmegedämmter Gebäude eine durchaus annehmbare Alternative zur herkömmlichen Baumbrut in Platane, Esche, Walnussbaum oder Trauerweide zu sein. Allein in der Fassade des Altenpflegeheimes St. Hedwig in Heidelberg-Neuenheim wurden vor nicht allzu langer Zeit sechs brütende Paare beobachtet. Hier wird übrigens vermutet, dass Spechte die Papageien auf die Idee gebracht haben.

Doch wie auch immer man zu den Halsbandsittichen an Neckar und Rhein stehen mag, eine gewisse Faszination üben diese Exoten fern der Heimat schon aus. Wer jetzt obendrein wissen will, warum sie trotz extrem frostempfindlicher Krallen und Zehen auch Minustemperaturen überstehen, ob sie die heimische Flora gefährden, welche Auswirkungen sie auf die alteingesessene Vogelwelt haben und was sonst noch ganz aktuell an diesen Sittichen erforscht wird, sollte sich den höchst informativen Überblick im Afrika-Haus nicht entgehen lassen.

Gelegenheit zum Ausstellungsbesuch besteht bis zum 28. Februar.
aus: Rohrbacher Woche vom Januar 2007

Rohrbacher Woche: Januar 2007