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Thaddenschüler im Grass-Fieber

Verschiedene Jahrgangsstufen des Gymnasiums setzten sich mit Leben und Werk des Literatur-Nobelpreisträgers auseinander

Die Elftklässler entwarfen Plakate für die Ausstellung der Ergebnisse, die zusammen mit Werken von Grass gezeigt werden. F.: zg

Der Schriftsteller Günter Grass polarisiert nicht nur wegen seiner Vergangenheit im Dritten Reich, er inspiriert auch. Genauer gesagt: Seine Grafiken und Skulpturen regen an, sich mit dem großen Dichter und Nobelpreisträger auseinanderzusetzen. Völlig im Grass-Fieber sind zur Zeit die Schüler der Elisabeth-von-Thadden-Schule. In Auseinandersetzung mit dem Künstler, der nicht nur ein umfangreiches literarisches Werk geschaffen hat, sondern auch als begnadeter Grafiker und als talentierter Tänzer gilt, haben sich unterschiedliche Jahrgangsstufen mit seinem Werk befasst. Die Ergebnisse werden in einer großen Ausstellung ab 22. April in der Schule zu sehen sein, zusammen mit Original-Grafiken und Skulpturen von Günter Grass.

Zu verdanken ist dieses einmalige Projekt der persönlichen Bekanntschaft zwischen Kunstlehrerin Benita Joswig und Grass’ Tochter Laura. Eingeladen zur Eröffnung war auch der Dichter selbst, doch der musste passen. „Viel zu viel ist schon in meinem Kalender“, schrieb der 79-Jährige an Schulleiter Volker Herion. Zwar freue es ihn, dass die Schule seine Arbeiten zeigen wolle, und er sei auch sehr gespannt, wie seine Grafiken auf die Schüler wirkten, „aber ich möchte meinen 80. Geburtstag bei möglichst guter Konstitution noch einige Jahre überleben, und das zwingt mich, meine Energie sparsam einzusetzen“, heißt es in dem Brief.

Die Schüler sahen das ein, und ihrer Energie, sich in eigenen Darstellungen mit Leben und Werk von Grass kreativ-spielerisch auseinanderzusetzen, tat die Absage sichtlich keinen Abbruch. Während die Elftklässler Plakate zur Ausstellung entwarfen und gemeinsam nach lebhafter Diskussion das Aussagekräftigste auswählten, beschäftigte sich Kunstkurse der 12. und 13. Jahrgangsstufe mit dem Thema „Letzte Tänze“. Aus Draht und Pappmaché sowie aus Ton entstanden so dynamische Plastiken. „Wir haben manchmal auch zu Musik gemalt und uns bewegt, um ein Gefühl für den Rhythmus zu bekommen“, erklärte Kunst-Fachleiterin Silke Freiler.

Einige Motive aus den Werken von Günter Grass kommen in den Schülerarbeiten immer wieder vor. Die „Rättin“ sowie „Katz und Maus“ und natürlich die berühmte „Zwiebel“, deren Häutung so heftige Diskussionen in Gang gesetzt hat, finden sich auf vielen Collagen der Thadden-Schüler. „Ich möchte den heutigen Günter Grass zeigen, wie er auf sein Leben zurückblickt“, erklärt Christine. Und eine andere Kursteilnehmerin ergänzt: „Mein Thema ist der ,Tango Mortale’, und ich werde zeitgenössische Figuren wie Osama bin Laden einarbeiten“.

„Das Projekt soll einladen, sich im Kontext Schule große Kunst anzusehen, die inspiriert und ermutigt“, macht Benita Joswig deutlich. Dass die Ausstellung zur Eröffnung des frisch renovierten, traditionsreichen Schlosses gezeigt wird, unterstreicht ihre Bedeutung.

Info: Die Ausstellung wird am Sonntag, 22. April, um 11.30 Uhr eröffnet und ist dann bis 10. Mai zu sehen.

Rhein-Neckar-Zeitung: 11. April 2007