Die Neuverschuldungsquote in Höhe von 0,35% des BIP – wie wichtig ist diese Zahl im Grundgesetz?
Gleich vier Kurse der Elisabeth-von-Thadden-Schule machten sich am Donnerstag, den 23.01.2025 auf den Weg zur Universität Mannheim, in die Abteilung Volkswirtschaft – Uniluft sollte geschnuppert werden.
Im Mittelpunkt stand der Vortrag des renommierten Volkswirtschaftlers Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden zum Thema „Staatschulden und ihre Bremse“. Mit seiner umgänglichen Art und fundierten Kenntnissen regte zu intensiven Nachdenken und Rechnen an.
Der Vortrag begann mit einer spannenden Diskussion über die aktuelle Regelung zur Neuverschuldung des Bundes, die bei 0,35 Prozent liegt, und die Regel, dass der Schuldenstand eines EU-Mitgliedstaates 60 % der Wirtschaftsleistung nicht überschreiten darf. Schnell wurde klar, dass diese Zahlen willkürlich festgelegt wurden und keine wissenschaftliche Grundlage haben.
Von Thadden führte die Schülerinnen und Schüler anschließend in die Grundlagen der Volkswirtschaft ein, indem er die wichtigsten Akteure – Haushalte, Firmen und die öffentliche Hand – vorstellte. Anschauliche Beispiele (z.B. Tesla) verdeutlichte, wer welche Rolle im Staat übernimmt: Haushalte konsumieren, Firmen produzieren und die öffentliche Hand reguliert und investiert.
Ein besonders interessanter Teil des Vortrags war die Frage, wie man mit Schulden umgeht. Von Thadden erklärte dies anhand der sogenannten „Ponzi-Maschine“ und zeigte auf, dass ein Staat theoretisch unendlich viele Ponzi-Spiele spielen könnte. Doch entscheidend sei nicht die Staatsschuldenquote, sondern die Staatsausgaben und der private Konsum. Und so wurde deutlich, wie komplex die Zusammenhänge in der Volkswirtschaft sind und wie wichtig es ist, die richtigen Fragen zu stellen und es fundierte mathematische Fähigkeiten braucht, um volkswirtschaftliche Fragen zu beantworten.
Der Vortrag von Ernst-Ludwig von Thadden machte deutlich, dass die festgelegten Zahlen zur Staatsverschuldung unwissenschaftlich und willkürlich sind. Was für eine stabile Entwicklung wirklich zähle, sei die genaue Berechnung der wirtschaftlichen Zusammenhänge, denn „ohne Differenzialgleichungen geht es nicht“. Das Fazit des Vortrags: Im Grundgesetz muss keine konkrete Zahl zur Staatsverschuldung stehen, denn die wirtschaftliche Realität ist viel komplexer, so seien die Staatsausgaben und der private Konsum die eigentlichen Entscheidungsgrößen.
Die Exkursion zur Universität Mannheim war für die Schülerinnen und Schüler der Elisabeth-von-Thadden-Schule eine wertvolle Erfahrung, die ihnen neue Einblicke in die Welt der Volkswirtschaft ermöglichte und sie dazu anregte, kritisch über wirtschaftspolitische Maßnahmen nachzudenken. Dass das Thema wichtig für die Bundestagswahl ist, wurde im Nachgang an den Vortrag in kleiner Runde intensiv diskutiert – denn schließlich hat man selten die Gelegenheit einen Volkswirtschaftler zu befragen „welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen“ der Parteien nun wirklich „effektiv“ seien…
Beteiligt waren: LK Geschichte K1 mit Eva Bernhardt, LK Gemeinschaftskunde K1 (mit Simon Hager), LK Gemeinschaftskunde (K2) mit Martin Pabst und der Seminarkurs „Wirtschaft mit Verantwortung“, geleitet von Steffen Schellhammer und Jörg Wöhe.





