Aktionstag „Gegen Antisemitismus – Für jüdisches Leben“ in den 10ten Klassen.
Am 21.Juli 2025 konnten wir Zehntklässler*innen an einem neuen Projekt teilnehmen: dem Aktionstag „Gegen Antisemitismus – für jüdisches Leben“, den die Schule organisiert und dazu in jede 10te Klasse jüdische Gastreferent*innen eingeladen hat. Dabei haben wir uns intensiv mit den genannten Themen auseinandergesetzt. Es ging dabei nicht nur um historische Fakten, sondern vor allem um die Frage, in welcher Form Antisemitismus heute noch in unserer Gesellschaft vorkommt. Gemeinsam haben wir diskutiert, an welchen Stellen wir mit Vorurteilen gegen Jüdinnen und Juden konfrontiert werden und auf welche Weise wir diese identifizieren können, und wir haben die vielfältige und lebendige jüdische Kultur kennengelernt.
Das Programm begann in der ersten und zweiten Stunde mit einer kurzen Einführung in die Geschichte des Antisemitismus in Deutschland. Wir haben besprochen, was Antisemitismus ist, wie er sich zeigt und weshalb er so bedrohlich ist. Unsere Geschichts- und Klassenlehrerinnen präsentierten verschiedene Abbildungen von Jüdinnen und Juden aus verschiedenen Jahrhunderten. Vergleiche zwischen Darstellungen aus dem Mittelalter sowie modernen Karikaturen und Pamphleten oder aktuelle Beispielen aus den sozialen Medien zeigten deutlich, wie sich über die Jahrzehnte und Jahrhunderte bis heute antisemitische Symbole und Verschwörungstheorien erhalten haben. Als besonders erschreckend empfanden es dabei viele von uns, dass antisemitische Äußerungen manchmal sehr subtil sind, und den meisten oft nicht bewusst ist, wie verletzend diese Äußerungen sein können. Im Anschluss testeten wir unser eigenes Gespür für jüdinnen-/judenfeindliche Behauptungen. Wir diskutierten über unterschiedliche Formen von Antisemitismus und überlegten uns Strategien, wie man Antisemitismus begegnen kann und soll.
In der dritten und vierten Stunde hatten wir die Möglichkeit mit deutschen Jüdinnen/ Juden ins Gespräch zu kommen. Wir konnten den Referent*innen Miriam und Kyrill, zwei Student*innen der Organisation „Meet a Jew“ in Klasse 10A, Frau Marhöfer aus Mannheim in Klasse 10B, der Rabbinerin der Hochschule für Jüdische Studien Frau Professorin Dr. Klein in Klasse 10C sowie Frau Ellbogen aus Heidelberg in Klasse 10D all unsere Fragen zum Judentum und zum Jüdisch-Sein stellen. Besonderes Interesse zeigte sich bei religiösen und persönlichen Themen: Was ist alles koscher? Wo bekommt man überhaupt koscheres Essen? Welche jüdischen Feiertage gibt es? Trauen Sie sich Ihre/ Traust du dich, deine Religion öffentlich zu zeigen? Sind Sie/ Bist du oder sind deine Freund*innen schon Antisemitismus begegnet? u.v.m. Die Antworten auf unsere Fragen waren sehr berührend. Die Gastreferernt*innen sprachen ganz offen über ihr Leben, ihre Erfahrungen als Jüdin/Jude in Deutschland und die Vorurteile, denen sie oder ihre Familienangehörigen/ Freund*innen und Bekannte ausgesetzt sind. Anschaulich erklärt wurden von den Vortragenden in einzelnen Klassen auch mitgebrachte Gegenstände wie Kippot, Gebetsschals und –riemen, hebräische Gebetsbücher und Chanukka-Leuchter. So wurde uns ein detailliertes Bild jüdischen Lebens geboten.
In der 5. und 6. Stunde ergänzten ein Quiz über das Judentum sowie eine Dokumentation unser Wissen über mehr als 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Die Vielfalt jüdischer Kultur wurde gezeigt. Eindrucksvoll verdeutlichte ein kurzer Spielfilm die Gefühlslage junger deutscher Jüdinnen und Juden heutzutage und regte zu einer abschließenden Diskussion an.
Was haben wir von diesem Aktionstag mitgenommen? Ganz viel. Denn Antisemitismus ist leider kein ausschließlich vergangenes Problem, sondern nach wie vor vorhanden, und zwar oft in unmittelbarer Nähe. Uns wurde durch den Tag vor Augen geführt, wie sehr es von Bedeutung ist, selbst achtsam zu sein, genau hinzusehen und nicht zu schweigen, sondern sich dazu zu äußern, wenn jemand antisemitische Bemerkungen oder Scherze macht. Nur so ist es möglich, etwas zu verändern.
Ein*e Teilnehmer*in stellte abschließend fest: „Den Aktionstag halte ich für sehr sinnvoll, da wir nicht nur Fakten gelernt, sondern auch echte Einblicke erhalten haben. Es wäre schön, wenn sich in der Zukunft öfter solche Chancen böten, um mit betroffenen Personen zu reden und mehr über ihre Erfahrungen zu hören.“