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Der Thadden-Schreibwettbewerb 2025

Neben mir – Der Thadden-Schreibwettbewerb 2025

Auch der Thadden-Schreibwettbewerb 2025 hat wieder Schüler*innen aller Klassenstufen dazu inspiriert, ihre kreativen und literarischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Die eingereichten Texte enthüllen vielfältige Perspektiven auf das diesjährige Motto „Neben mir“. Sie lassen die Lesenden in fremde Welte abtauchen und regen zum Nachdenken über die verschiedenen Dimensionen an, die das Thema entfaltet: Die Jury konnte von schrulligen Nachbarn und besten Freundinnen, die Seite an Seite stehen, ebenso lesen wie von psychischen Belastungen, die sich wie ein Schatten neben einem herbewegen und sich nur schwer abschütteln lassen.

Es wurden drei Gewinnerinnen in den verschiedenen Jahrgangsstufen gekürt, deren Texte im Anschluss kurz vorgestellt werden. Neben ihnen wurden Hanna Tuschner (8c) und Fabian Weismantel (K1) mit jeweils einem Sonderpreis ausgezeichnet, da sie sehr ernste und herausfordernde Themen auf gelungene Weise literarisch verarbeitet haben.

Victoria Glaser, 5b:  „Der Wettkampf“

„Wettkampf“ – das klingt nach Gegnern, Neid und Rivalität. Doch gegenteilige Themen spielen in dieser Geschichte eine Rolle, nämlich Freundschaft, Mut und Zusammenhalt.

Emma und Lina, die beiden Hauptfiguren der Geschichte, sind nicht nur beste Freundinnen. Sie sind echte Teamplayer. Als Lina sich in der Vorbereitung auf einen großen Lauf verletzt, gibt Emma nicht auf. Sie trainiert heimlich, meldet sich zum Lauf an – nicht um selbst zu gewinnen, sondern um Lina zu helfen: „[…] – plötzlich hatte ich eine geniale Idee. Ich flitzte nach Hause, zog mich um und legte los.“

Emma läuft für Lina, an ihrer Seite, um sie zu unterstützen. Und hinter diese Geste verbirgt sich eine schöne Botschaft: Manchmal ist neben uns jemand, der uns auffängt, der an uns glaubt – auch wenn wir es selbst gerade nicht tun.

Victoria wendet eine besondere erzählerische Methode an, indem sie immer wieder zwischen den Perspektiven von Emma und Lina hin- und herwechselt. Das macht die Freundschaft zwischen den beiden noch lebendiger und es entstehen hoffnungsmachende Bilder vor den Augen der Lesenden, von den beiden Freundinnen, die Hand in Hand auf dem Podest stehen.

Alexia Ruppel, 8c: „neben mir“

Theo, die Hauptfigur von Alexias Text, hat einen imaginären Freund, so wie ungefähr 15-30 % aller Kinder. Allerdings gelingt es Theo nicht, zwischen Realität und Imagination zu unterscheiden. Er denkt, sein Freund „Bob“ existiere wirklich. Seine Mutter ahnt bereits früh, dass es Theo deshalb sehr schwer in der Schule haben wird. Sie sagt: „Pass gut auf deinen Freund auf, Theo. Du wirst ihn noch brauchen.“  

Und Theos Mutter hat recht. Erst wird er ausgelacht, weil er anderen von seinem imaginären Freund erzählt. Dann muss er einige Jahre später abwertende Kommentare ertragen, weil er sich als homosexuell outet. Aber Bob steht ihm zur Seite und ermutigt ihn.

Im Laufe der Jahre wird Theo unabhängiger und vergisst irgendwann sogar Bobs Namen.

Doch Jahre später, auf der Beerdigung seiner Mutter und Schwester, die bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, taucht Bob plötzlich wieder neben Theo auf. Und ermutigt ihn zum Weinen:  „Weinen ist ein Akt der Stärke. Denn das gehört zur Trauer dazu. Es kann sehr viel Kraft nötig sein, um sich selbst einzugestehen, dass es nicht schlimm ist, zu trauern.“ 

In diesem tragischen Moment wird Theo klar, dass Bob mittlerweile ein Teil von ihm geworden ist: „Er hatte nun begriffen, dass Bob seine innere Stärke war. Egal ob Freude, Zufriedenheit, Liebe, Mut, für sich einzustehen, Trauer, und alles andere, wobei Bob ihn ermutigt hatte. All das zeugte von Stärke.“

Diese berührende Kurzgeschichte ist erzählerisch kreativ gearbeitet: Sie zeigt kurze Ausschnitte im Leben des Protagonisten und kann so 13 Jahre aus dem Leben eines jungen Menschen auf wenigen Seiten zusammenfassen.

Annika Bischofberger, K1: „Mein Mosaik neben mir“

Wer von euch kann jeden Morgen in den Spiegel schauen und sagen „Ich bin perfekt“? Wahrscheinlich nur die wenigsten.

Und deshalb ist der Siegertext für Klasse 10 – K2 auch so berührend, denn dem erzählenden Ich in dem poetischen Prosatext geht es ähnlich. Dieses „Ich“, das da erzählt, ist Perfektionist*in und arbeitet Tag und Nacht am eigenen Selbstbild, das im Text metaphorisch als Mosaik beschrieben wird.  

Das „Ich“ als ewige Baustelle. Während es nicht aufhören kann, am Selbstbild zu arbeiten, verliert das erzählende Ich mehr und mehr an Kraft. Was zurückbleibt, sind Hoffnungslosigkeit und Angst:  „Jetzt trau ich mich nicht mal mehr, über die Konturen zu streichen, in der Angst, die letzten Überreste könnten nachgeben. […] Aber was bin ich, wenn nichts bleibt?“ 

Und mit dieser Frage endet der Text: „Aber was bin ich, wenn nichts bleibt.“ Als Leser*in sieht man sich automatisch gezwungen, diese Frage selbst zu beantworten.  

Auf die vollständigen Texte der Gewinner*innen könnt ihr mit dem QR-Code zugreifen.