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Pogromgedenkfeier am 09. November 2025 in Rohrbach 

Der 9.November – ein geschichtsträchtiges Datum, ein Tag, an dem viele Wendepunkte in der Geschichte stattfanden.  

Der 9.November 1938 wird in Heidelberg vornehmlich an zwei Orten gedacht: in der Altstadt und im Stadtteil Rohrbach, wo jeweils Synagogen standen, die in der Reichspogromnacht zerstört wurden. 

Der Stadtteilverein Rohrbach kam mit der Frage auf unsere Schule zu, ob wir Interesse an der Beteiligung an der Gedenkveranstaltung hätten. Und so fand sich zu Beginn des Schuljahres eine Gruppe von neun Schülerinnen und Schülern, die sich mit den Biografien der Rohrbacher Jüdinnen und Juden auseinandergesetzt haben.  

Die Familiengeschichten der in das Dorfleben integrierten Menschen bewegten sie. Die Stolpersteininitiative hatte viele Details und in den meisten Fällen auch Fotos über ihr Leben und den Alltag zusammengetragen. Mit dieser Grundlage hat die Gruppe gearbeitet und unterstützt von der Theaterpädagogin Felicitas Menges eine Darstellungsform gewählt, die eine szenische Lesung, innere Monologe aus der Sicht der Jüdinnen und Juden, sowie einen fiktiven Brief beinhaltete.  

Bei der Veranstaltung im Rohrbacher Alten Rathaus trugen die Schülerinnen und Schüler außerdem alle Namen der 1938 in Rohrbach lebenden Jüdinnen und Juden vor.  

Die Menschen im Saal waren sichtlich bewegt, v.a. von den persönlichen Statements.  

Hier Auszüge daraus:  

„Liebe Rosalie, ich schreibe dir diesen Brief viele Jahre nach deinem Tod. Vielleicht klingt es seltsam, ich weiß, dass du ihn nie lesen wirst. Und doch fühlt es sich wichtig an, dir zu schreiben. Es ist eine Art dich zu sehen und zu würdigen, da vor allem in dieser Zeit ihr auf Nummern reduziert wurden und unsere Aufgabe ist es, euch eure Namen und Würde wieder zu geben. Du wurdest als Tochter einer jüdischen Familie in Dittigheim bei Tauberbischofsheim geboren, im Jahr 1876. Wenn ich mir dein Elternhaus vorstelle, sehe ich ein einfaches Leben aber voller Liebe und umgeben von deiner Familie, deinem Glauben und mit dem Glauben, dass die Zukunft offen ist. Du warst eine junge Frau. Wir wissen viel über dich z.B. das du früher Beer hießt, verwitwet warst und erst später den Namen Himmelstern annahmst. Hinter diesem Namen stehen Schicksale deiner Familie, Kinder aber auch Freunde, vielleicht auch Liebe und Verlust. Aber wir wissen nicht, wer du warst, wie du gedacht und gefühlt hast. Was dir durch den Kopf ging, und welche Träume du für deine Zukunft hattest. Wie du über deinen Umzug ins Judenhaus 1939 gedacht hast oder auch, was du gefühlt hast, als das Geschäft deines Verwandten Ludwig Lion in der Pogromnacht zerstört wurde. Das alles wissen wir nicht über dich.“ 

„Ich bin traurig, dass so viele Jüdinnen und Juden ihr Zuhause, ihre Familien und ihr Leben verloren haben. 

„Ich bin wütend, dass man sie ausgeschlossen und gehasst hat, obwohl sie genauso Menschen waren wie alle anderen. 

Ich hoffe, dass wir nie vergessen, was passiert ist – und dass so etwas nie wieder geschieht.“ 

„Ich finde es traurig, wenn ich lese, dass jüdische Menschen fliehen mussten, weil ihre Synagoge zerstört wurde. Ich finde es schlimm, dass ein Ort, an dem sie sich eigentlich sicher fühlen sollten, angegriffen wurde.“ 

„Es schockiert mich immer wieder, dass Menschen verfolgt werden und alles verlieren müssen, ihre Heimat, ihre Familien, ihr Zuhause. Ich finde es furchtbar, dass viele – auch heute nicht – einfach nicht in Frieden leben können.“ 

„Ich finde es schade, dass trotz der damaligen, schrecklichen Ereignisse, wir anscheinend nichts gelernt haben, und heute immer noch Menschen allein aufgrund ihrer Religion diskriminiert werden.“ 

„Ich finde es ist wichtig, die Betroffenen und ihre Geschichten nicht zu vergessen, denn Erinnern ist Zukunft.“ 

Mirja Bluhm (K1), Paul Eggert (K1), Fabian Gärtner (K1), Marta Khuda (9a), Eda Oguz (9b), Matilda Patzelt (9a), Lucia Reuther (9a), Mathilda Schenk (9b), Anaïs von Stockhausen (K1), Paul Zumkeller (K1) 

Eva Bernhardt (18.11.2025)