Thadden-Schreibwettbewerb 2024
Der Thadden-Schreibwettbewerb 2024 hat 19 Schüler*innen aller Klassenstufen dazu inspiriert, ihre kreativen und literarischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Die eingereichten Texte enthüllen vielfältige Perspektiven auf das diesjährige Motto „Hinter Glas“. Sie lassen die Lesenden in fremde Welte abtauchen und regen zum Nachdenken über die verschiedenen Dimensionen an, die das Thema entfaltet: Die Jury konnte von hinter Glas eingesperrten Zootieren ebenso lesen wie von Zeit- und Traumreisen oder dystopischen Zukunftsszenarien. Unter den abwechslungsreichen Ideen stachen die vier folgenden Texte ganz besonders hervor, deren Autor*innen in ihren Jahrgangsstufen jeweils den 1. Preis erreichten:
Julius Glaser, 5a
„Ich war wie abgeschnitten von der Welt.“ Diese Worte denkt die Hauptfigur von Julius‘ Geschichte, die sehr rätselhaft beginnt: Ein rotes Auto – die letzte Erinnerung, bevor dieses seltsame rhythmische Piepsen auftauchte. Erst nach und nach lüftet sich das Rätsel: Die Hauptfigur Tom befindet sich im Koma. Sie kann alles mithören, was ihre Mitmenschen reden, aber nicht darauf reagieren. Tom ist sprichwörtlich hinter Glas gefangen, der Kontakt zu seiner Familie fehlt. Unser Gewinner der Klasse 5-7 gestaltet seine Geschichte mit dem Titel „Ohne Worte“ erzählerisch unglaublich gut, lässt Spannung entstehen und schafft es, den Komazustand seiner Hauptfigur sehr glaubwürdig darzustellen. Damit gratulieren wir Julius für den 1. Platz in den Klassenstufen 5-7.

Julius Glaser: Ohne Worte
Hanna Tuschner, 7d
„Ich rannte schneller als ich je geglaubt hatte rennen zu können. Und doch war ich nicht schnell genug. Ich vernahm das Poltern von Metallstiefeln ganz hinter mir. Näher. Noch näher…“
So beginnt die Geschichte von Hanna, bei der man schon nach den ersten Worten vollkommen gefesselt ist und unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht.
Für die vierzehnjährige Protagonistin gleicht der gläserne Palast, in dem sie mit ihrer Mutter lebt und der eigentlich ihr Zuhause sein sollte, viel mehr einem Gefängnis, dem sie entfliehen möchte. Auf der Reise dieser Flucht gelingt es der Autorin, Bilder im Kopf der Lesenden entstehen zu lassen. Das liegt nicht nur an der fesselnden Story, sondern auch an den kurzen, immer wieder elliptischen Sätzen, der bildreichen Sprache und den authentischen Dialogen. Für diese spannende und sprachlich wirklich hervorragend umgesetzte Geschichte erhielt Hanna einen Sonderpreis in der Unterstufe.

Hanna Tuschner: Hinter Glas
Caroline Schramm, 10b
Habt ihr euch schon mal darüber Gedanken gemacht, warum die Zeiger einer Uhr hinter Glas verborgen sind? Dieser Frage geht das Gedicht „Die Uhr“ von Caroline unter anderem mit den folgenden Worten nach: „Warum ist die Zeit gefangen, sodass nur hinter Glas die Zeiger der Zeit erklangen?“ Die Gedanken des Gedichts gehen in verschiedene Richtungen und greifen schließlich ein Gefühl auf, das in unserer schnelllebigen Gesellschaft wohl keine Seltenheit ist: Eigentlich bereitet uns das Ticken der Uhr doch Angst, rast doch die Zeit oft viel zu schnell an uns vorbei. Doch „[v]ielleicht ist das Uhrglas genau dafür da, die Zeit etwas langsamer laufen zu lassen als wahr.“ – Der Text von Caroline spielt mit vielen sprachlichen Bildern, Metaphern und Vergleichen. Für diese originelle Umsetzung eines spannenden Gedankenspiels erhielt Caroline den 1. Platz in den Klassenstufen 8-10.

Die Uhr – Caroline Schramm
Marie du Bois, K1
„Ich heul mich voll / Das trocknet nie wieder / Ich heul mich leer, Liter um Liter / Auf die Schuhe und den Weg / ne ganze Straße, die untergeht“. Was diese Zeilen, welche von der Musikerin Paula Hartmann stammen, mit dem Text „Crescendo“ unserer Gewinnerin der Kursstufe gemeinsam haben, ist eine nach außen gekehrte Innerlichkeit: Die inneren Gefühle sind so heftig, dass sie auf die Außenwelt übergreifen und sie vereinnahmen. Und dabei begann alles so vergleichsweise harmlos mit der zweifelnden Frage: „Du siehst es doch auch, oder nicht?“ Was folgt, ist ein Crescendo herabfallender Christbaumkugeln, die eine Liebesbeziehung sprichwörtlich „in die Brüche“ gehen lassen. Für einen symbolisch stark aufgeladenen Text mit einer bildgewaltigen, berührenden Sprache erhielt Marie den 1. Platz in der Kursstufe.

Marie du Bois – Crescendo




